Und wie machst du das so? Anweiden

Und wie machst du das so? Anweiden

Für viele ein großes Thema mit vielen Fragezeichen: Wie stelle ich es am besten an? Was mache ich, wenn mein Stallbesitzer das für mich übernimmt? Wie geht es meinem Pferd dabei? Bin ich herzlos, wenn ich mein Pferd nicht mit den anderen auf die Weide lasse?

Fragen über Fragen. Alle wollen es richtigmachen aber keiner weiß genau wie.

Die Besten Kommentare sind noch immer: „Wir haben das schon immer so gemacht und nie ist etwas passiert.“

„Glück gehabt“, sagen die Pferdeernährer. Denn der Pferdeorganismus ist auf diese plötzliche Umstellung nicht eingestellt und kann mit Kolik, Hufrehen oder weiteren Krankheiten reagieren.

In diesem Artikel will ich euch ein paar Tipps an die Hand geben, wie ihr das Anweiden und die erste Zeit auf der Wiese gut übersteht.

Zeit ist Gold

Sowohl für eure Pferde als auch für den Landwirt ist es ratsam die Tiere nicht beim ersten Grün von morgens bis abends auf die Wiese zu stellen. Je nach Region beginnt die Vegetation der Wiesen etwas früher oder etwas später. Dies hängt mit den ersten richtig warmen Strahlen und Wasser zusammen. Vor dem ersten Koppelgang sollten die Wiesen überprüft werden. Stehen alle Pfosten noch? Wie sieht es mit den Litzen aus? Habe ich abgeäppelt? 

„Ein gutes Weidemanagement ist das A und O.“

Zu einem guten Weidemanagement gehört das Schleppen, Abkoten, Walzen, sowie eine eventuelle Nachsaat und eine angepasste Düngung. Eine angepasste Düngung wird anhand einer Bodenanalyse durchgeführt. Danach wird dem Grün Zeit gegeben, bis der Dünger aufgenommen und das Gras einen Wachstumsschub erlangt hat. Erst nach einem schönen Regenschauer und ca. 2 bis 3 Wochen Wartezeit kann die Wiese für Pferde genutzt werden. Eine längere Wartezeit ist ratsam um die Artenvielfalt der Gräser zu bewahren und den ersten Schub und somit den übermäßigen Zucker und Proteingehalt im Gras abzuwarten. Die höchsten Fructanwerte finden sich im Mai und zusätzlich in den Morgenstunden. Hinzu kommt, dass die für Pferdeweiden wichtigen Gräser wie Knaulgras, Rispen, Goldhafer oder Wiesenlieschgras im Mai anfangen zu blühen. Wenn den Gräsern die Chance gegeben wird, sich von selbst zu vermehren, dann gibt es im Folgejahr eine artenreiche Wiese ohne Nachsaat. Ein Weidegang ab Mitte Mai wäre daher ideal.

Darm gut, alles gut

Das Pferd hat einen sensiblen Organismus mit vielen kleinen Helfern. Auf diesen Organismus müssen wir achten. Pferde, die den gesamten Winter in der Box oder auf dem Paddock standen und ausschließlich über rohfaserreiches Futter (Heu, Stroh, Futterhölzer) sowie Kraftfutter ernährt wurden, müssen langsam an die neue Situation gewöhnt werden. Die vielen kleinen Mikroorganismen, die dem Pferd bei der Verdauung helfen, kennen ausschließlich sehr trockenes Futter mit einer Trockensubstanz von ca. 86%, hin und wieder werden Karotten oder Äpfel gefüttert aber mehr meist auch nicht. Das ändert sich drastisch durch frisches Gras. Frisches Gras hat einen sehr hohen Wasseranteil, meist um die 70% bis 80%. Außerdem einem hohen Protein und Zuckergehalt mit viel Energie. Daran müssen sich erst alle, die an der Verdauung beteiligt sind, gewöhnen. Am besten fangt ihr mit 3 Tagen à 15 Minuten Gras an und steigert euch alle 3 Tage um 15 Minuten.

Tschüss, ich bin dann mal weg!

So oder so ähnlich stürmisch gehen viele Pferde ins frische Grün um sich den Bauch mit frischem Gras vollzuschlagen. Doch Vorsicht! Gerade in den Morgenstunden ist der Fructangehalt am höchsten. Erst gegen Mittag verschieben die Gräser den Zucker in Richtung Wurzeln. Daher sollten Pferde gerade im Frühjahr erst gegen Mittag auf die Weiden gestellt werden. Vor der Weide sollte viel Raufutter gefüttert werden. Die Kraftfutterration sollte an das frische und energiereiche Gras angepasst werden. Die vorherige Gabe von Raufutter soll eure Pferde vorab etwas sättigen, damit sie nicht mit Heißhunger auf die Weide gehen.

Falls ihr Pferde mit Problemen oder Stoffwechselerkrankungen habt, dann ist besondere Vorsicht geboten. Am besten ihr lasst euch von eurem Tierarzt beraten. Gerne könnt ihr auch uns eure Fragen stellen.

Viele Grüße
Eure Lisa


Überblick einiger Gräser:

http://deutsches-jagd-lexikon.de/images/d/df/Gr%C3%A4ser1.pdf

Tipps zur Grünlandpflege findet ihr hier: https://www.oekolandbau.de/fileadmin/redaktion/oeko_lehrmittel/Fachsschulen_Agrar/Landwirtschaft/Aktualisierung_2012/flwmd02_37_2011.pdf

Infos zu Pferdeweiden findet ihr hier:

https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/p_36811.pdf



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